Seinen hohen Anspruch an Qualität im Journalismus verwirklichte Washietl mit Hingabe in seiner Sprache: Er, der sehr kritisch war, verwendete die Sprache ungemein klar, damit die Information eine klare bleibt und Missdeutungen keinen Raum lässt. Kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig. Selbst in hitzigeren Diskussionen bei Verbandsveranstaltungen respektierte Engelbert Washietl unaufgeregt Andersdenkende.
Mit Respekt begegnete er auch den Nachwuchsjournalistinnen und Nachwuchsjournalisten. Er vermittelte seinen Zugang zur Qualität den Jungen als Lehrender an der Katholischen Medien Akademie; er setzte in einem Gespräch zu seinem 80er – nach seinen Worten erfolgreich – darauf, dass die Jungen seinen Qualitätsanspruch aufrechterhalten.
Im März hatte Engelbert Washietl seinen 81. Geburtstag gefeiert, an seiner letzten Ehrung für sein Lebenswerk, Anfang Mai in St. Pölten, konnte er krankheitsbedingt nicht mehr teilnehmen. Es war der nach unserem verstorbenen Verbandsmitglied Hans Ströbitzer benannte Preis, auch seine erste journalistische Auszeichnung ist nach einem verstorbenen Verbandsmitglied benannt: Der Kurt Vorhofer-Preis, dessen erster Träger Engelbert Washietl vor einem guten Vierteljahrhundert war. Seine Leistungen würdigten auch der Berufstitel Professor und der Concordia-Lebenswerk-Preis.
Engelbert Washietl war ein gebürtiger Stockerauer, nach dem Studium der Geschichte und Zeitungswissenschaften an der Universität Wien begann er im Presse-Außenpolitik-Ressort zu arbeiten, später ging er als Korrespondent nach Bonn. 1985 zurückgekehrt, wurde Washietl stellv. CR der Presse. Ab 1988 leitete er die Wiener Redaktion der Salzburger Nachrichten, deren Chefredakteur er 1995 wurde. Bald darauf wechselte Engelbert Washietl wieder nach Wien, in die Chefredaktion des WirtschaftsBlattes. Seit 16 Jahren arbeitete Engelbert Washietl als freier Journalist unter anderem für Die Furche, medianet, den Österreichische Journalisten und für die Zeit. Presseleserinnen und Presseleser konnten sich bis zum Ende vergangenen Jahres auf die Lektüre seiner Glosse „Spiegelschrift“ mit ihrer kritisch-konstruktiven Medienkritik freuen.
Gabriele Neuwirth
Das Foto von Engelbert Washietl nahm CR Franz Josef Rupprecht bei einer Verbandsveranstaltung vor einigen Jahren auf.