Trauer um Ricardo Estarriol
Ricardo Estarriol hatte Publizistik und Jus in Barcelona und Valladolid studiert und war 1964 als Korrespondent nach Österreich gekommen. Er gehörte zu den ersten westlichen Journalisten, die im einstigen Sowjetblock akkreditiert waren. Er berichtete für "La Vanguardia" und andere Medien direkt über alle wichtigen Entwicklungen und Ereignisse – vom "Prager Frühling" 1968 über die Entstehung der "Solidarnosc", den Zusammenbruch des Ostblocks und den Zerfall Jugoslawiens. Als guter Freund des früheren Vatikansprechers Joaquin Navarro-Valls war Ricardo Estarriol unter Papst Johannes Paul II. auch ein wichtiger Kontaktmann für österreichische Medienschaffende, die über den Papst, den Vatikan oder weltkirchliche Entwicklungen jener Zeit informieren wollten.
In Wien hatte Ricardo Estarriol den Rang eines Nestors der spanischen Auslandskorrespondenten.
Als Beispielsatz für das nur noch selten gebrauchte Wort „Grandseigneur“ führt Wiktionary einen Text an, der auf Ricardo Estarriol zutrifft: „Aber mit dem Gebaren eines weltlichen Grandseigneurs verbanden sich bei ihm eine gottesfürchtige Lebenshaltung, Wohltätigkeit, strenge Übung der kirchlichen Vorschriften.“ Denn Ricardo Estarriol hatte sich bereits in seiner Jugend dem Opus Dei angeschlossen, 1958 wurde er nach Österreich geschickt, um den Aufbau des Opus Dei zu unterstützen.
Das Sterbliche an Dr. Ricardo Estarriol wurde nach dem Requiem in der Wiener Peterskirche am Nußdorfer Friedhof in Wien 19 zu Grabe getragen.
Gabriele Neuwirth
Foto: Opus Dei