"Für spirituell Suchende mehr Anknüpfungspunkte bieten"
Ein steigendes, sich auch in medialen Ausdrucksformen zeigendes Interesse an spirituellen Fragen ortet der österreichische "Medienbischof" Wilhelm Krautwaschl. Nicht nur der hohe Anteil an Kindern "ohne Bekenntnis" am Religionsunterricht - die Zahl dieser Gruppe beläuft sich auf fast 30.000 - zeige, dass Religion ein bleibend wichtiger Faktor im Leben der Menschen sei; auch die Erfahrungen beim jüngsten "Festival der Jugend" in Rom und der steigenden Beachtung der "Christfluenzer" zeige, dass man kirchlicherseits "für spirituell Suchende mehr Anknüpfungspunkte bieten" müsse. Krautwaschl äußerte sich am Mittwochabend gegenüber Kathpress am Rande eines Jour fixe des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten in Wien.
Kirchlicherseits habe man allerdings noch nicht im ausreichenden Maße erkannt - weder in der Pastoral noch in der Medienarbeit -, dass "spirituelle Suchbewegungen nicht automatisch auch kirchliche Suchbewegungen sind". Hier gelte es noch viel zu lernen und die Suchbewegungen offen und mit viel Wohlwollen zu begleiten. Neben dem Interesse seitens der jungen Menschen machte der Bischof auch eine Sensibilität für die Bedeutung von Religion in der Öffentlichkeit aus. "Wenn man den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern möchte, dann kann man nicht auf einzelne Gruppen hinhauen. Da stelle ich ein sich veränderndes Bewusstsein für den Beitrag, den Religionen für das Gemeinwesen leisten, fest."
Erschwert werde dies allerdings durch ein schwindendes religiöses und kirchliches Wissen in den säkularen Redaktionen, so der steirische Diözesanbischof weiter, der u.a. auch Protektor der Katholischen Medien Akademie (KMA) ist. Hier gebe es auch kirchlich eine Bringschuld, mit Redaktionen in den Dialog zu treten und Informations- oder Schulungsangebote zu entwickeln, um Wissenslücken zu schließen und Missverständnisse zu vermeiden.
Einen "großen Umbruchprozess" machte Krautwaschl, der zudem als "Schulbischof" mit Zuständigkeit u.a. für den Religionsunterricht fungiert, auch im Blick auf die religiöse Bildung von Kindern und Jugendlichen aus. Der "enorme demografische Wandel" bringe mit sich, dass das Zusammenspiel von Pfarren und Schulen gerade im Volksschulbereich nicht mehr funktioniere wie noch in früheren Jahren. Für die Pfarren bedeute dies, dass sie künftig nach neuen Konzepten suchen müssen, um Kinder und Jugendliche an das Pfarr- und Gemeindeleben heranzuführen. Die Schule bzw. der Religionsunterricht sei dazu aufgrund der wachsenden Vielfalt unter den Schülerinnen und Schülern immer weniger geeignet. "Der Religionsunterricht ist ein Ort, um diese Erfahrungen dann zu verdichten und zu reflektieren."
Quelle: Kathpress / Fotos: Henning Klingen